Ayurveda Blog
Yoga & Ayurveda: Zwei Schwestern-Philosophien
Was haben Yoga und Ayurveda gemeinsam? Beide stammen aus Indien und sind sehr alt: Das wissen wahrscheinlich die meisten Menschen. Wie eng der Zusammenhang zwischen Yoga und Ayurveda ist, ist vielen aber nicht bewusst. Hier erfährst Du, warum die beiden Philosophien sich perfekt ergänzen – und wie Du ihre Vorteile nutzt, um Dich rundum gut zu fühlen.
Was hat Yoga mit Ayurveda zu tun?
Was kanntest Du zuerst: Yoga oder Ayurveda? Beide Ansätze haben in den vergangenen Jahrzehnten auch im Westen viele Anhänger gefunden. Wahrscheinlich ist aber, dass Dir Yoga schon vor dem Ayurveda begegnet ist. Inzwischen werden viele unterschiedliche Yoga-Varianten ja sogar in regulären Fitnessstudios angeboten.
Viele Menschen, die Yoga praktizieren, sehen es in erster Linie als Sport. Die Instagram-Yogis, die in hautenger Kleidung artistische Verrenkungen durchführen, prägen das Bild, das wir hier in Deutschland von Yoga haben. Mit den eigentlichen yogischen Zielen und Ritualen hat das allerdings nicht mehr viel zu tun.
Samkyha-Philosophie: Die Grundlage von Yoga & Ayurveda
Wer tiefer in die yogische Philosophie einsteigt, stößt über kurz oder lang auf den Ayurveda – denn die beiden Lehren sind eng miteinander verknüpft. Beide sind Jahrtausende alt und haben ihren Ursprung wahrscheinlich in der Samkhya-Philosophie des alten Indiens.
Yoga und Ayurveda betrachten den Menschen als Teil der Natur und in enger Verbindung mit dem Universum. Beide verfolgen das grundlegende Ziel, uns zu mehr Wohlbefinden, Erfüllung und Stärke zu verhelfen. Allerdings setzen Yoga und Ayurveda dabei etwas unterschiedliche Schwerpunkte.
Der gesunde Mensch im Einklang mit dem Universum
Yoga zielt darauf ab, Körper und Geist zu harmonisieren, um eins mit dem Universum zu werden. Der Ayurveda ist etwas bodenständiger und konzentriert sich vor allem darauf, dass wir körperlich und geistig gesund bleiben (oder werden).
Um es etwas vereinfacht zu sagen: Yoga ist eine spirituelle Praxis, Ayurveda eine traditionelle Heilkunst. Die Grenzen sind hierbei natürlich fließend. Auch den alten Yogis war bewusst, dass der Körper durch bestimmte Übungen (Asanas) gesund bleibt, sodass die Seele Lust hat, darin zu wohnen.
Yoga-Philosophie: Der Weg zur Erkenntnis
Die Ursprünge der Yoga-Philosophie finden sich in den Veden, den altindischen, heiligen Schriften. Die ältesten dieser Werke gehen bis ins Jahr 2.000 vor Christus zurück. Es könnte sogar sein, dass der Yoga noch älter ist. Manche Expert:innen gehen davon aus, dass es die ersten Yogis im Norden Indiens und Pakistan gab. In einigen überlieferten Werken der dortigen Induskultur finden sich Körperhaltungen, die den yogischen Asanas sehr ähnlich sind.
Yogische Schriften wie die Veden, die Bhagavad Gita und die Upanishaden zeigen, dass wir Menschen uns schon immer mit existenziellen Fragen beschäftigt haben. Die Autoren behandeln Themen wie die mögliche Existenz eines Gottes, den Ursprung unserer Welt und die Suche nach Selbsterkenntnis und Zufriedenheit. In den alten Werken findet sich auch der Kerngedanke des Yoga: Übersetzt aus dem Sanskrit bedeutet Yoga so viel wie „Einheit“.
Wichtige yogische Schriften
Yoga, wie wir es heute kennen, geht vor allem auf die Hatha Yoga Pradipika und die Yogasutras des Patanjali zurück. Patanjali definiert einen achtgliedrigen Pfad, der den Geist beruhigt, uns von Leid befreit und zur Erleuchtung führt. Die Asanas, also die typischen Yoga-Positionen, dienen eigentlich nur dazu, einen unruhigen Geist auf die anschließenden Atemübungen und die Meditation vorzubereiten.
Berühmte Lehrer wie B.K.S. Iyengar und Pattabhi Jois verwendeten Patanjalis Werke, um Yoga im 20. Jahrhundert im Westen bekannter zu machen. Dabei wurde die Lehre aus dem ursprünglichen Kontext herausgelöst.
Das ist nicht nur negativ zu sehen: Traditionell war Yoga zum Beispiel ausschließlich Männern vorbehalten, heute ist hingegen jeder Mensch willkommen. Aber während Yoga zuvor eine tief spirituelle und fest im Hinduismus verwurzelte Praxis war, stand der Begriff plötzlich vor allem für bestimmte Körperhaltungen. Die Quelle der Information findest Du hier.
Bedeutung des Ayuveda: Körper, Geist und Seele in Balance
Genau wie bei Yoga ist es schwierig, den Ursprung des Ayurveda genau zu bestimmen. Bei beiden Lehren gibt es viele unterschiedliche Meinungen und Theorien dazu, wann genau sich was wie entwickelt hat. Die ersten schriftlichen Erwähnungen ayurvedischer Heilkunde finden sich ebenfalls in den Veden.
Weil solches Wissen früher aber oft mündlich von Generation zu Generation weitergegeben wurde, ist es denkbar, dass der Ayurveda noch viel älter ist. Nach allem, was wir heute wissen, ist der Ayurveda das älteste Heilsystem der Welt. Als Standardwerk für Ayurveda-Studierende gilt die Charaka Samhita: Sie stammt etwa aus der Zeit zwischen 400 vor und 200 nach Christus.
Ayurveda-Medizin: Ein anerkanntes Studium in Indien
In Indien ist der Ayurveda noch heute ein reguläres (und sehr langes) Studium. Ayurveda-Mediziner:innen stehen dort auf einer Ebene mit Ärzt:innen, die westliche Medizin praktizieren. Heute finden sich auch in Europa immer mehr Kliniken, die sich auf Ayurveda-Medizin, Ayurveda-Anwendungen und Ayurveda-Kuren spezialisieren.
Der wahrscheinlich größte Unterschied zwischen dem Ayurveda und unserer Standardmedizin: Im Westen konzentrieren wir uns darauf, akute Krankheiten zu behandeln. Das macht der Ayurveda zwar auch – im Kern geht es aber darum, Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Durch eine Ernährungsweise und einen Lebensstil, der dem Individuum entspricht, sorgt der Ayurveda für ein langfristiges Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele.
Yoga und Ayurveda ergänzen sich perfekt
Vielleicht hast Du jetzt schon ein Gefühl dafür bekommen, warum Ayurveda und Yoga so gut harmonieren. Die beiden Lehren basieren auf derselben Philosophie und Weltanschauung. Altindische Schriften zeigen, dass die Rituale und Überzeugungen der Lehren eng miteinander verknüpft sind: Die Charaka Samhita, das vielleicht wichtigste Werk des Ayurveda, erwähnt Yoga – umgekehrt stellt die Hatha Yoga Pradipika den Bezug zu Agni, den Doshas und den Dhatus her.
Im Yoga wie im Ayurveda geht es darum, Prana, unseren Atem und gleichzeitig unsere Lebenskraft, zu stärken und zu leiten. Die ayurvedischen Empfehlungen für ein gesundes Leben umfassen – je nach Konstitution und Situation – auch Bewegung, Atemübungen und Meditation aus dem Yoga. Und viele der im Yoga empfohlenen Rituale stammen aus dem Ayurveda.
Ayurveda-Rituale und yogische Asanas für ein gesundes Leben
Bei der Ayurveda-Ernährung geht es nie nur darum, was wir essen, sondern auch darum, wie wir es zubereiten und woher es stammt. Ahimsa, Patanjalis Prinzip der Gewaltfreiheit, greift auch hier: Zwar ist der Ayurveda per se nicht vegan, vor allem tierische Lebensmittel sollten aber möglichst aus biologischer Produktion stammen.
Der große Erfolg von Yoga und Ayurveda in der westlichen Welt zeigt, wie relevant und effektiv die Methoden und Rituale sind, die schon vor Jahrtausenden funktionierten. Viele moderne Studien bestätigen, was Yogis und Ayurvedis schon vor langer Zeit durch Beobachtung erkannten. Gemeinsam genutzt, verhelfen uns die beiden Systeme zu einem gesunden, starken Körper, einem ausgeglichenen Geist und dem Bewusstsein, dass wir Teil eines großen Ganzen sind.
Individuelle Empfehlungen bei Ernährung und Bewegung
Wenn Du den Ayurveda schon ein bisschen kennst, weißt Du bestimmt, dass wir für jeden Menschen etwas anderes empfehlen. Pauschale Empfehlungen gibt es im Ayurveda so gut wie gar nicht. Je nachdem, welches Dosha in Dir dominiert, können bestimmte Lebensmittel und Rituale für Dich hilfreich oder ungünstig sein.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Ayurveda-Ernährung: Eine Mahlzeit, die Dein inneres Gleichgewicht unterstützt, kann jemand anderem sogar schaden. Zu den wenigen Ausnahmen, die für alle Dosha-Typen gelten, gehört, dass Nahrung stets möglichst frisch gekocht werden, aus vollwertigen Zutaten bestehen und in einer ruhigen Atmosphäre gegessen werden sollte.
Yoga für Ayurvedis: Was passt zu welchem Dosha?
Das grundsätzliche Prinzip der Individualität gilt auch für die Yoga-Praxis. Yoga ist eine wunderbare Möglichkeit, um die Balance der Dosha zu regulieren. Dazu musst Du allerdings wissen, welche Tendenzen Du hast und welche Asanas Dich in Deiner Balance unterstützen können.
- Kapha-Typen gleichen ihre etwas schwere Natur mit dynamischen Asanas und anregenden Atemübungen aus – am besten gleich morgens nach dem Aufstehen.
- Luftig-leichte Vata-Typen profitieren eher von beruhigenden Pranayamas und sanften, gleichmäßigen Flows.
- Pitta-Typen müssen Energie ablassen, sollten es aber nicht übertreiben: Eine Mischung aus fordernden und entspannenden Asanas in Kombination mit kühlenden Atemübungen wie Sitali ist hier eine gute Wahl.
Fazit: Yoga und Ayurveda gehen Hand in Hand
Yoga und Ayurveda sind zwei Schwestern, die sich perfekt ergänzen. Yoga nutzt den Körper als Werkzeug, um Zugang zum Geist zu erhalten und spirituelle Erkenntnis zu finden. Ayurveda stärkt Körper und Psyche durch achtsame Ernährung und Rituale im Einklang mit der Natur. Sinnvoll kombiniert, helfen Ayurveda und Yoga uns, unsere Mitte zu finden und ein Leben zu kreieren, das uns stärkt und erfüllt.
Dass die beiden Lehren es inzwischen weltweit zu so großer Beliebtheit gebracht haben, liegt vielleicht gerade an ihrer Wandelbarkeit: Zwar unterscheiden sich manche der modernen Ansätze sehr von den ursprünglichen Traditionen – trotzdem beweisen Yoga und Ayurveda ständig aufs Neue ihren unschätzbaren Wert für die Menschen.
Ein weiterer Aspekt, den die beiden Lehren gemeinsam haben: Sie lassen sich nur begrenzt durch Theorie erlernen. Beide Methoden müssen ausprobiert und erlebt werden, um von den Vorteilen zu profitieren. Wenn Du Lust hast, tiefer in den Ayurveda einzutauchen, ist unsere Online-Ausbildung „Ayurveda Essentials“ genau das Richtige für Dich. Wenn Du magst, melde Dich gleich für Deinen kostenlosen Testzugang an!
Tauche tiefer ein in die Welt des Ayurveda
Weitere spannende Artikel aus dem Ayurveda
Gesichtspflege im Ayurveda: Tipps für strahlende Haut
Deine Haut ist so viel mehr als nur Deine Hülle: Sie zeigt Dir, wie es um Dein inneres Gleichgewicht bestellt ist. Im Ayurveda geht Gesichtspflege weit über Cremes, Seren und Masken hinaus. Wenn Du erkennst, was Deine Haut braucht, sorgst Du für ein strahlendes Äußeres und unterstützt gleichzeitig Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden. Hier erfährst Du, worauf es bei der ayurvedischen Hauptpflege ankommt!
Rasayana: Anti-Aging auf ayurvedische Art
Rasayana steht im Ayurveda für Maßnahmen zur Verjüngung, Regeneration und Prävention. Wer sich mit ayurvedischen Prinzipien beschäftigt, wird früher oder später auf diesen Begriff stoßen. Aber was genau verbirgt sich dahinter? Wie funktioniert Rasayana und wie kannst Du es in Deinen Alltag integrieren? In diesem Artikel erfährst Du alles über das ayurvedische Pendant zum Anti-Aging- und Longevity-Trend und lernst, wie Du Deine Zellgesundheit ganzheitlich unterstützt.
Kapha-Ernährung: Was der Ayurveda Kapha-Typen empfiehlt
Kapha-Typen sind entspannte, loyale und warmherzige Menschen. Wenn Du viel Kapha in Dir trägst, hast Du aus ayurvedischer Sicht einen großen Vorteil: Dieses Dosha gilt als besonders gesund, vital und widerstandsfähig. Die feuchte und schwere Natur von Kapha kann im Übermaß aber auch zu Störungen führen. Um Kapha zu reduzieren, konzentrierst Du Dich am besten zuerst auf Deine Mahlzeiten. Hier erfährst Du, was es bei der Kapha-Ernährung zu beachten gibt.