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Ayurveda Blog

Warum wir im Ayurveda gerne Ingwerwasser trinken (mit Rezept)

Der Ingwer gilt als das Königsgewürz im Ayurveda: Er regt Verdauung und Stoffwechsel an, hilft bei Erkältungen und verstärkt die Wirkung anderer Gewürze. Mehr Ingwer in Deine Ernährung zu integrieren, ist gar nicht schwierig: Um von den vielen gesundheitlichen Vorteilen zu profitieren, kannst Du einfach Ingwerwasser trinken.

Ingwerwasser und Ingwertee: Die heimlichen Stars des Ayurveda

Ingwer gehört (wahrscheinlich zu Deiner großen Überraschung) zu den Ingwergewächsen – und damit zur selben Pflanzenfamilie wie Kardamom und Kurkuma. Verwendet wird die Wurzel der Pflanze, die Ingwerknolle: Inzwischen auch immer öfter bei uns in Deutschland, obwohl der Ingwer eigentlich aus fernen Ländern stammt. Zingiber officinale, so der offizielle botanische Name, wächst nämlich in den tropischen und subtropischen Gebieten dieser Erde. Wo genau er ursprünglich seine Heimat hatte, darüber ist sich die Wissenschaft nicht ganz einig.

Fest steht, dass der Ingwer ein wichtiger Bestandteil der meisten asiatischen Gerichte ist. In der traditionellen deutschen Küche ist er als Gewürz dagegen nicht ganz so üblich – in Kombination mit Sauerbraten oder Spätzle ist er uns zumindest noch nicht begegnet. Da Du gerade einen Ayurveda-Blog liest, stehen diese Gerichte aber wahrscheinlich ohnehin eher selten auf Deinem Speiseplan. Aber vielleicht hast Du Ingwer noch nicht so häufig verwendet und suchst nach Inspiration? Oder hast Du Dich schon immer gefragt, was es eigentlich mit Ingwerwasser und Ingwertee auf sich hat – und wo der Unterschied zwischen diesen beiden Dingen liegt?

Die kurze Antwort: Es ist ein und dasselbe. Wir verwenden gerne den Begriff Ingwerwasser, weil es in der Regel aus der frischen Ingwerwurzel zubereitet wird, statt wie andere Tees aus getrockneten Pflanzenbestandteilen. Außerdem ist Ingwerwasser klar und optisch kaum von Wasser zu unterscheiden. Unabhängig davon, wie du das Produkt nennen möchtest: Wir empfehlen Dir, unbedingt mehr Ingwerwasser zu trinken. Denn Ingwer ist eine richtig tolle Knolle – das findet übrigens nicht nur der Ayurveda, sondern auch die westliche Wissenschaft.

Warum Ingwer so gesund ist

Jedes Gewürz hat nach dem Verständnis des Ayurveda eine bestimmte Heilwirkung. Beim Kochen sollen Gewürze beispielsweise helfen, Nahrungsmittel verträglicher zu machen oder eine Mahlzeit an deine individuelle Konstitution anzupassen. Der Ingwer wird dabei aus verschiedenen Gründen besonders geschätzt:

  1. Ingwer ist ein wahrer Tausendsassa mit vielen gesundheitlichen Vorteilen.
  2. Ingwer eignet sich für alle Doshas: Obwohl er viel Schärfe hat, erhöht er auch das Pitta Dosha nur minimal. Damit ist er die große Ausnahme unter den scharfen Gewürzen.
  3. Ingwer ist ein Kombinationskünstler und verbessert die Wirkung anderer Gewürze.
  4. Ingwer schmeckt köstlich und gibt Gerichten und Getränken eine fruchtig-scharfe Note.

Der Ayurveda bescheinigt dem Ingwer eine stark reinigende und gewebedurchdringende Wirkung. Nach ayurvedischem Verständnis stimuliert Ingwer Agni, Dein Verdauungsfeuer, und hilft Deinem Körper beim Abbau von Stoffwechselzwischenprodukten – im Ayurveda Ama genannt. Wenn Deine Verdauung eher träge ist, Du Deinen Stoffwechsel anregen möchtest oder unter Verdauungsbeschwerden leidest, dann solltest Du im Supermarkt öfter mal zur Knolle greifen.

Ingwer kann sogar noch mehr: Er hilft gegen akute Übelkeit, regt den Appetit an, kann Blutdruck- und Cholesterinwert senken und lindert Schmerzen und Entzündungen. Wenn Du spürst, dass eine Erkältung im Anmarsch ist, unterstützt Ingwer Dein Immunsystem, wärmt Dich von innen und kann helfen, Deine Atemwege zu befreien.

Manche Stimmen behaupten sogar, der Ingwer hätte eine ähnliche blutverdünnende Wirkung wie Aspirin – wir wollen uns aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Unserer Erfahrung nach ist Ingwer jedenfalls ein sehr wertvolles Gewürz, das Dir bei vielen alltäglichen Wehwehchen gute Dienste leisten kann. Und Ingwerwasser ist eine besonders einfache Möglichkeit, um mehr Ingwer in Dein Leben zu bringen.

Die Wirkung von Ingwerwasser auf die Doshas

Wir haben es oben schon erwähnt: Eine Besonderheit von Ingwerwasser ist, dass es für alle Doshas empfohlen wird. Ganz besonders hilfreich ist Ingwer für das Kapha Dosha: Die wärmenden, scharfen und durchdringenden Eigenschaften bringen Stoffwechsel und Kreislauf in Schwung und helfen gegen Trägheit. Kapha-Typen neigen zudem häufig zu Verschleimungen der Atemwege – hier wirkt die Schärfe des Ingwers ausgleichend. Für die oft frierenden Vatas ist die Hitze des Ingwers ebenfalls ein Segen.

Auch Pitta-Typen vertragen Ingwerwasser in der Regel sehr gut, sie sollten es nur mit der Menge nicht übertreiben. Der Ayurveda glaubt, dass Gleiches durch Gleiches verstärkt wird – und Schärfe und Hitze sind etwas, das Ingwer und das Pitta Dosha gemeinsam haben. Außerdem wird Ingwerwasser mit Scheiben der frischen Ingwerknolle zubereitet: Im Vergleich zum getrockneten Ingwer (Shunti), der einen süßlicheren Nachgeschmack hat, gilt der frische (Ardraka) im Ayurveda als noch schärfer. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Ingwer das Pitta Dosha nur ganz leicht erhöht.

Uns ist bewusst, dass es zur Wirkung von frischem und getrockneten Ingwer unterschiedliche Meinungen in der Ayurveda-Welt gibt. Für diesen Text und bei unseren Ausbildungen richten wir uns nach dem Standardwerk „Heilpflanzen der ayurvedischen Medizin“ von Andrea Zoller und Hellmuth Nordwig.

Wieviel Ingwerwasser solltest Du trinken?

Warmes Ingwerwasser ist ein tolles Getränk für den Morgen, denn nach der Nacht ist der Körper häufig dehydriert. Außerdem regt es die Verdauung an und kann dir auf sanfte Weise dabei helfen, Dich zügig von den Altlasten in Deinem Darm zu befreien. Aufgrund der anregenden Wirkung ist Ingwerwasser zudem eine tolle Alternative zum morgendlichen Kaffee.

Im Ayurveda empfehlen wir in der Regel, gleich nach dem Aufstehen ein großes Glas heißes (für Pitta-Typen warmes) Ingwerwasser zu trinken. Wenn es Dir schmeckt, kannst Du Dir auch morgens eine große Kanne zubereiten und das Getränk über den Tag verteilt zu Dir nehmen. Nur abends solltest Du lieber kein Ingwerwasser mehr trinken, da es Deinen Kreislauf zu sehr anregen könnte.

Besonders angenehm ist die wärmende Wirkung von Ingwer in der kalten Jahreszeit. Im Sommer kannst Du das Ingwerwasser auch abkühlen lassen und mit Zimmertemperatur trinken. Auf Getränke aus dem Kühlschrank solltest Du allerdings grundsätzlich lieber verzichten. Auch das Ingwerwasser kalt anzusetzen, macht aus Sicht des Ayurveda keinen Sinn: Es heißt, dass alle Lebensmittel – auch Wasser – durch Kochen leichter werden. So kann das Ingwerwasser Deinen Körper noch besser durchspülen.

Das Rezept, um selbst Ingwerwasser zu machen

Du möchtest Ingwerwasser selbst ansetzen? Nichts einfacher als das: Der Prozess ist fast derselbe wie beim Aufbrühen einer Tasse Kräutertee. Der Hauptunterschied ist, dass Du für Ingwerwasser die frische Ingwerwurzel verwendest. Die findest Du in fast jedem Supermarkt. Wir empfehlen Dir, grundsätzlich Bio-Ingwer zu kaufen, denn den kannst Du problemlos mit Schale verwenden. Solltest Du keinen Bio-Ingwer finden, ist es besser, den Ingwer zu schälen.

Eine frische Ingwerknolle ist recht hart und hat eine glatte, leicht glänzende Schale. Lässt sich der Ingwer leicht zusammendrücken oder sieht schrumpelig aus, ist er wahrscheinlich schon etwas älter. Für ein leckeres Glas Ingwerwasser brauchst Du außer Ingwer nur Wasser, einen Kochtopf und eine kleine Prise Achtsamkeit. Schließlich geht es im Ayurveda immer auch darum, mit welcher Intention wir etwas zubereiten.

Das Rezept:

Für einen Liter Wasser schneidest Du etwa drei dünne Scheiben (ca. 1 Millimeter) von Deiner Ingwerwurzel ab. Gib beide Zutaten in einen Topf und bring sie zum Kochen. Nach etwa zehn Minuten nimmst Du den Topf von der Platte und lässt das Ingwerwasser abkühlen, bis es die richtige Trinktemperatur hat. Wenn Du wenig Zeit hast oder die Zubereitung im Topf zu umständlich findest, kannst Du die Ingwerscheiben auch einfach mit kochendem Wasser übergießen. Wichtig ist, dass Du das Wasser zuerst ein paar Minuten kochen lässt, damit ein Teil verdampft. Das funktioniert notfalls auch mit dem Wasserkocher – allerdings nur, wenn Du den Deckel geöffnet lässt.

Kapha-Typen dürfen das Ingwerwasser gerne heiß trinken, bei Pittas reicht auch lauwarm oder Zimmertemperatur. Je mehr Ingwer Du verwendest und je länger Du den Ingwertee ziehen lässt, desto schärfer und geschmacksintensiver wird er. Probier einfach aus, was Dir schmeckt und gut bekommt.

Kreiere Dein eigenes Ingwerwasser-Ritual

Ingwer ist eines unserer Lieblingsgewürze im Ayurveda, weil er so viele gesundheitliche Vorteile hat. Ein großes Glas Ingwerwasser am Morgen kann Dir helfen, in Schwung zu kommen und Deinen Körper bei der Entgiftung zu unterstützen. Vor allem in der Erkältungszeit ist Ingwerwasser eine kleine Wunderwaffe und eine Wohltat für geplagte Atemwege. Außerdem trinkst Du wahrscheinlich mehr, wenn Du Dir gleich morgens eine Kanne des köstlichen Trunks zubereitest – und das ist schließlich etwas, was viele von uns vernachlässigen.

Ingwerwasser ist prinzipiell sehr gut verträglich und eignet sich für jedes Dosha. Trotzdem solltest Du immer auf Dein Bauchgefühl hören: Dein Körper zeigt Dir, was ihm guttut und was nicht. Besonders vorsichtig sein solltest Du, wenn Du schwanger bist, unter einem akuten Ekzem oder Hautausschlag leidest oder Dein Agni sehr geschwächt ist. Falls Du wider Erwarten Nebenwirkungen feststellen solltest, trinkst Du Dein heißes Wasser morgens einfach ohne Ingwer.

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