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Ayurveda Blog

Unsere Tipps für Deine Ayurveda-Morgenroutine

Dinacharya ist im Ayurveda die „Meisterschaft des Tages“: Mit gezielten Maßnahmen, die wir regelmäßig durchführen, möchten wir Körper und Geist erden, stärken und gesund halten. Wenn Du mit mehr Schwung in den Tag starten willst, kannst Du die klassische Reihenfolge der ayurvedischen Morgenroutine ausprobieren – oder Deine eigene Variante finden.

Mit der Ayurveda-Morgenroutine frisch in den Tag

Es gibt Menschen, die springen beim ersten Klingeln des Weckers aus dem Bett, gehen eine Runde joggen und starten dann voller Elan in den neuen Arbeitstag. Aber wenn wir ehrlich sind, sieht der typische Morgen bei den meisten von uns etwas anders aus. Nachdem dreimal die Snooze-Taste gedrückt wurde, wird die Zeit irgendwann so knapp, dass wir aufstehen müssen – zackig unter die Dusche, vielleicht noch schnell einen Kaffee auf die Hand und dann im Stechschritt zum Auto oder der Bahn.

Falls Du Dich wiedererkennst, musst Du Dich nicht schlecht fühlen: Niemand ist perfekt. Aber wer morgens schon im Stressmodus startet, stellt damit die Weichen für den gesamten Tag. Im Ayurveda gilt die Morgenroutine als wichtiges Element, um auf Dauer leistungsfähig, vital und glücklich zu sein. Gerade am Anfang brauchst Du zwar eine große Portion Disziplin – wenn Du dranbleibst, geht Dir das Ritual aber irgendwann in Fleisch und Blut über. Du startest jeden Morgen mit einer bewussten Auszeit für Dich selbst und kannst Dich den Rest des Tages über das freuen, was Du schon für Dich getan hast.

Dinacharya: Der Rhythmus einer ayurvedischen Lebensweise

Der Begriff Dinacharya heißt übersetzt so viel wie die Meisterschaft des Tages. Damit gemeint ist die ayurvedische Tagesroutine, die Krankheiten vermeiden und uns zu einem langen und glücklichen Leben verhelfen soll. Vielleicht hast Du es selbst schon festgestellt: Stimmung, Energie und Motivation sind nicht immer konstant, sondern schwanken im Laufe eines Tages. Im Ayurveda glauben wir, dass der Körper einem bestimmten Biorhythmus unterliegt und an einem Tag unterschiedliche Phasen durchläuft.

Die ayurvedische Uhr ordnet diesen Phasen jeweils ein Dosha zu, das während dieser Zeit dominiert. Je nachdem, welches Dosha gerade am stärksten ist, empfiehlt der Ayurveda gezielte Maßnahmen und Verhaltensweisen, die für die richtige Balance sorgen. Wenn Du Deinen Tagesrhythmus nach Dinacharya ausrichtest, profitierst Du von den Stärken der Doshas und den mit ihnen verbundenen Grundenergien. Der Ayurveda verspricht Dir dadurch eine gute Verdauung und gesunde Körperfunktionen, psychische Widerstandskraft und mehr Leichtigkeit und Elan im Alltag.

Rise with the sun

Die klassische Ayurveda-Morgenroutine ist vor allem für Langschläfer*innen eine Herausforderung – aber wir wissen ja, der frühe Vogel fängt den Wurm. Um welche Uhrzeit Du aufstehen solltest, hängt von Deiner Prakriti, also Deiner ayurvedischen Konstitution, ab. Für Vatas gilt sechs Uhr, für Pittas fünf Uhr morgens als ideale Aufstehzeit. Kapha-Typen empfiehlt der Ayurveda sogar, schon um 4:30 Uhr aufzustehen. Aber bevor Du jetzt direkt die Flinte ins Korn wirfst, nimmst Du es lieber nicht ganz so genau.

Vielleicht fängst Du einfach damit an, Deinen Wecker eine halbe Stunde früher zu stellen. Wenn das gut funktioniert, schaffst Du es vielleicht nach und nach, etwa um sechs Uhr morgens aufzustehen. Aus ayurvedischer Sicht ist das sinnvoll, weil um 6 Uhr eine Kapha-Phase beginnt: Wir fühlen uns dann insgesamt etwas schwerer und träger. Von zwei bis sechs Uhr morgens dominiert das Vata Dosha, das für mehr Leichtigkeit sorgt.

Wenn Du viel Kapha in Deiner Prakriti hast, profitierst Du deshalb besonders von frühem Aufstehen. Eine Ausnahme bilden Vata-Typen oder Menschen mit einer akuten Vata-Dysbalance: Für etwas mehr Erdung kann es dann manchmal sinnvoll sein, bis in die Kapha-Phase hineinzuschlafen.

Wenn Du früher aufstehst, ist es natürlich wichtig, abends etwas früher ins Bett zu gehen. Schlafmangel wirkt sich sehr negativ auf unsere Gesundheit aus – das weiß nicht nur der Ayurveda. Außerdem sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Du Deine Morgenroutine beibehältst, wenn Du Dich unausgeschlafen fühlst. Nach sieben oder acht Stunden Schlaf sind die meisten Menschen gut erholt und bereit für die ersten Schritte der ayurvedischen Morgenroutine.

Die richtige Reihenfolge bei der Ayurveda-Morgenroutine

Es gibt verschiedene Varianten der ayurvedischen Morgenroutine. Manche Expert*innen lassen einige Schritte aus, andere verändern ihre Reihenfolge.

Die klassische Abfolge:

  1. Heißes Wasser
  2. Zunge schaben und Zähne putzen
  3. Ölziehen
  4. Gesicht und Augen waschen
  5. Nasya
  6. Selbstmassage und Duschen
  7. Leichte Bewegung
  8. Frühstück

Schritt 1: Heißes Wasser

Ein großes Glas warmes Wasser oder Ingwerwasser ist für Ayurvedis der ideale Start in den Tag. Du versorgst Deinen Körper nach der Nacht mit Flüssigkeit und unterstützt seine natürlichen Reinigungsprozesse. Das heiße Wasser entfacht Agni, Dein Verdauungsfeuer, und kurbelt Deinen Stoffwechsel an. Allerdings sollte das Wasser gekocht sein, wenn Du es trinkst – mit warmem Wasser aus der Leitung erzielst Du nicht denselben Effekt.

Optimal ist es, wenn Du das Wasser etwa zehn Minuten lang köcheln lässt. Das funktioniert auch im Wasserkocher, sofern der Deckel geöffnet bleibt. Wenn Du magst, kannst Du Dir schon abends einen Liter zubereiten und in eine Thermoskanne füllen. Ingwerwasser oder alternativ Koriander- oder Kurkumawasser sind schöne Alternativen für alle, denen pures Wasser zu langweilig schmeckt. Zusätzlich profitierst Du von der heilenden Wirkung der Gewürze und kannst Deine Dosha-Balance unterstützen.

Schritt 2: Zunge reinigen und ayurvedische Zahnpflege

Der Mund gehört zum Verdauungstrakt und hat genau wie der Darm ein Mikrobiom: Eine natürliche Balance guter Bakterien, die die Verdauung unterstützen und Zähne und Zahnfleisch gesund halten. Eine gute Mundhygiene gilt im Ayurveda als essenziell, um bis ins hohe Alter fit und gesund zu bleiben. Anders als in der westlichen Tradition legen wir besonderen Fokus auf die Zunge. Form, Farbe, Struktur und Belag der Zunge gelten im Ayurveda als Schlüsselfaktoren für den Gesundheitszustand eines Menschen und sind ein wichtiger Aspekt bei der Bestimmung Deiner Konstitution.

Auch Du selbst kannst an Deiner Zunge erkennen, wie es gerade um Deine Verdauung steht. Morgens ist etwas Belag auf der Zunge ganz normal – mit einem ayurvedischen Zungenschaber sollte er sich aber leicht lösen lassen. Sitzt er fest, kann das ein Hinweis auf Ama (Stoffwechselrückstände bzw. Unverdautes) in Deinem Körper sein. Ziehe den Zungenschaber etwa drei- bis viermal mit leichtem Druck von hinten nach vorne über Deine Zunge. Anschließend putzt Du Deine Zähne mit einer ayurvedischen Zahncreme oder einem Kräuterpulver.

Schritt 3: Das Ölziehen (Gandusha)

Das Ölziehen ist eine wichtige Methode im Ayurveda, um den Körper von Giftstoffen zu befreien. Öl bindet Toxine und hilft dabei, die Mundschleimhaut zu reinigen, Zähne und Zahnfleisch zu schützen und Mundgeruch vorzubeugen. Darüber hinaus soll Ölziehen eine entzündungshemmende Wirkung haben, Dein Agni stärken und Deinen Geschmackssinn verfeinern.

Traditionell wird Sesamöl zum Ölziehen verwendet, alternativ kannst Du aber auch Sonnenblumenöl, Olivenöl oder Kokosöl verwenden. Letzteres eignet sich aufgrund seiner kühlenden Wirkung am besten für Pitta-Typen. Inzwischen gibt es außerdem viele Produkte zum Ölziehen im Handel, die oft zusätzlich mit ätherischen Ölen versetzt sind. Vor allem, wenn Du den Geschmack von Öl im Mund unangenehm findest, ist das eine tolle Alternative.

Die Anleitung zum Ölziehen:

  • Nimm einen Esslöffel Öl in den Mund.
  • Bewege das Öl fünf bis zehn Minuten lang in Deinem Mund herum (nicht gurgeln).
  • Achte darauf, das Öl nicht zu schlucken, da die Toxine sonst in Deinem Magen landen.
  • Nach Ablauf der Zeit spuckst Du das Öl in den Mülleimer: Bitte nicht in den Abfluss oder die Toilette, da das Öl den Abfluss verstopfen kann.
  • Spüle anschließend Deinen Mund aus, um die Reste des Öls zu entfernen. Dazu eignet sich zum Beispiel Salzwasser oder eine sanfte, selbstgemachte Mundspülung (gekaufte Produkte sind zu aggressiv).

Schritt 4: Gesicht und Augen waschen

Die Augen sind ein Sitz des Pitta Doshas, das zu Hitze und Entzündungen neigt. Nach ayurvedischem Verständnis ist es neben der normalen Gesichtsreinigung deshalb sehr vorteilhaft, die Augen sanft mit kühlem Wasser zu benetzen.

Schritt 5: Nasya – die Nasenreinigung

Wenn Du oft unter einer verstopften Nase oder Beschwerden mit den Nebenhöhlen leidest, solltest Du Nasya ausprobieren. Wir stellen Dir hier zwei unterschiedliche Varianten vor. Bei einem akuten Schnupfen legst Du allerdings besser eine Pause ein, um den infektiösen Schleim nicht zu verteilen.

Variante 1: Besorge Dir ein spezielles Nasya-Öl (zum Beispiel Anu Tailam oder Shadbindu Tailam) und schnupfe davon ein bis zwei Tropfen pro Nasenloch. Nach kurzer Zeit solltest Du es im Rachen spüren und mit dem gelösten Schleim in ein Taschentuch spucken können. Diese Methode führst Du allerdings besser nicht dauerhaft, sondern lieber nur kurmäßig durch – zum Beispiel als Vorbereitung auf die Pollensaison.

Variante 2: Bei Neti spülst Du Deine Nase und Nebenhöhlen mit Salzwasser durch. Das funktioniert mit einer Nasendusche oder einem klassischen Neti-Kännchen. Die Methode erfordert etwas Übung: Wichtig ist, dass das gesamte Wasser wieder aus der Nase entfernt wird. Verwende anschließend etwas Öl oder Ghee, um Deine Nasenschleimhäute zu beruhigen.

Schritt 6: Selbstmassage und Duschen

Eine Selbstmassage mit warmem Öl kann den Körper je nach Technik anregen oder entspannen. Trage dazu etwas Öl auf Deinen Körper auf – für Vatas und Kaphas eignet sich Sesamöl, bei Pitta ist Kokosöl besser. Massiere es sanft in Deine Haut ein: Streichende Bewegungen vom Herzen weg entspannen, Hin- und Herreiben wirkt aktivierend. Über den Gelenken führst Du kreisende Bewegungen durch. Lass das Öl etwa eine Viertelstunde einwirken, bevor Du unter die Dusche gehst.

Falls Du morgens nicht so viel Zeit hast, kannst Du diesen Schritt weglassen. Auch wenn Du unter sehr trockener Haut leidest, solltest Du vorsichtig sein: Eine regelmäßige Behandlung mit Öl kann dazu führen, dass die Haut sehr austrocknet.

Schritt 7: Bewegung und Meditation

Die Kapha-Zeit des Tages, also morgens zwischen sechs und zehn Uhr, ist ideal für ein leichtes Sportprogramm. Ein Spaziergang oder ein paar Runden yogischer Sonnengrüße regen Körper und Geist an und sorgen für eine gute Balance aus Erdung und Leichtigkeit. Sehr empfehlenswert sind auch Atemübungen (Pranayama) und eine kurze Meditation.

Schritt 8: Ayurvedisches Frühstück

Den letzten Schritt der Ayurveda-Morgenroutine bildet das Frühstück. Da unsere Verdauung während der Kapha-Zeit eher etwas träge ist, sollte das Frühstück eher leicht und gut verdaulich sein. Die Ayurveda-Ernährung empfiehlt generell warme Kost, beim Frühstück ist das aber besonders wichtig. Schön ist zum Beispiel ein ayurvedisches Porridge mit wärmenden und anregenden Gewürzen. Wenn Du morgens wenig Hunger hast, sind gedünstete Äpfel mit etwas Kardamom und Ghee eine gute Alternative. Nur Kapha-Typen dürfen auf das Frühstück verzichten: Für sie reicht meist auch eine Goldene Milch oder ein Glas Tee.

Gestalte Deine eigene Ayurveda-Morgenroutine

Jetzt kennst Du also die Schritte und die klassische Reihenfolge der ayurvedischen Morgenroutine. Wir möchten aber noch einmal betonen, dass es nicht nötig ist, jeden Morgen das gesamte Programm zu absolvieren: Die „perfekte Morgenroutine“ gibt es nicht – sie muss zu Dir passen. Such Dir die Schritte aus, die Dich intuitiv ansprechen und finde Deinen eigenen Rhythmus. Am Anfang ist es sinnvoll, mit einem oder zwei Schritten zu starten und Deine Morgenroutine nach und nach auszubauen. Auf diese Weise merkst Du auch, welche Rituale Dir besonders guttun.

Es bietet sich an, die Ayurveda-Morgenroutine je nach Jahreszeit und Situation zu variieren: Wenn Du gerade viel Stress hast, profitierst Du sehr von einer warmen Ölmassage, einigen Atemübungen und regelmäßiger Meditation. Wer häufig mit Allergien oder Nebenhöhleninfekten zu kämpfen hat, kann phasenweise Nasya in sein Ritual integrieren.

Wenn Deine Morgenroutine zu Dir passt, kann sie Dir zu mehr Leichtigkeit und Vitalität verhelfen. Du durchbrichst den gefährlichen Zyklus, der durch Druck, Hektik und zu viel Bildschirm-Zeit entsteht und widmest Dich zu Beginn jedes Tages ausgiebig der wichtigsten Person in Deinem Leben: Nämlich Dir selbst. Du möchtest noch mehr Tipps zur ayurvedischen Lebensweise erhalten? Dann schau Dir doch mal unsere Ausbildung zum Ayurveda Lifestyle Experten an. Dort lernst Du alles rund um die die Phasen und Zyklen des Lebens, Deine Konstitution, mögliche Störungen und die ayurvedischen Verjüngungskuren (Rasayana). Wir freuen uns auf Dich!

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