VG Wort Pixel

Ayurveda Blog

Ayurveda für Anfänger: Sanfter Einstieg in das tiefe Wissen

Der Ayurveda ist das wahrscheinlich älteste Medizinsystem der Welt. Wer Begriffen wie Doshas, Prakriti oder Panchakarma zum ersten Mal begegnet, sollte sich nicht verunsichern lassen: Wir empfehlen allen Ayurveda-Anfänger*innen, klein anzufangen und den Schatz an Wissen langsam zu erforschen. In diesem Blogbeitrag findest Du die wichtigsten Grundlagen des Ayurveda und Tipps für einen sanften Einstieg in das tiefe Wissen.

Was ist Ayurveda?

Das Wort Ayurveda stammt aus dem Sanskrit, der heiligen Sprache des alten Indiens. Übersetzt heißt Ayurveda so viel wie „Wissenschaft des Lebens“: Ayus ist das Leben, Veda das Wissen. Expert*innen vermuten, dass der Ayurveda mindestens 5.000 Jahre auf dem Buckel hat – damit ist er das wahrscheinlich älteste Medizinsystem der Welt. Die ältesten Schriften, die wir zum Ayurveda kennen, gehen etwa 4.000 bis 5.000 Jahre zurück. Da Wissen zur damaligen Zeit aber meist mündlich weitergegeben wurde, ist sehr wahrscheinlich, dass der Ayurveda noch viel älter ist.

Ayurveda und Yoga sind übrigens Schwestern-Wissenschaften, die beide auf der vedischen Philosophie basieren und sich gegenseitig ergänzen. Der Ayurveda beschäftigt sich damit, wie wir auf der Erde gesund und zufrieden leben: Das Ziel ist Svastha, die natürliche Balance von Körper und Geist. Im Yoga geht es darum, die Grenzen des menschlichen Geistes zu überwinden und Moksha , einen Zustand der Befreiung und der Einheit mit allem zu erreichen. Sowohl Yoga als auch Ayurveda sind zwar nicht direkt religiös, aber sehr spirituell und als Teile der vedischen Philosophie eng mit dem Hinduismus verknüpft.

Die Erkenntnisse aus vielen Jahren des Ausprobierens im Ayurveda wurden in den sogenannten Veden, den ältesten uns bekannten Schriften Indiens, festgehalten. Die Grundlage für den Ayurveda, den wir heute praktizieren, ist die Charaka Samhita: Das älteste Werk über den Ayurveda, das noch existiert. Etwa 400 n.Chr. wurde dieser Text auf Sanskrit verfasst, der Name geht auf einen indischen Arzt bzw. eine Gruppe von Ärten namens Charaka zurück.

Die Charaka Samhita enthält ein ganzes Universum an Informationen zu den körperlichen, psychischen, emotionalen und spirituellen Aspekten der menschlichen Gesundheit. Alle Methoden und Maßnahmen des Ayurveda zielen darauf ab, das individuelle natürliche Gleichgewicht eines Menschen zu finden. Zwar behandelt der Ayurveda auch akute Krankheiten – im Kern geht es aber darum, diese gar nicht erst entstehen zu lassen.

In Indien und einigen anderen asiatischen Ländern ist der Ayurveda noch heute das wichtigste Medizinsystem. Wer als Ayurveda-Arzt oder Ärztin zugelassen werden möchte, durchläuft ein reguläres Bachelor- und Masterstudium und hat anschließend die Möglichkeit, zu promovieren. Auch ein Kombinationsstudium aus Ayurveda und westlicher Medizin ist möglich. In den letzten Jahren wurde der Ayurveda auch bei uns immer beliebter: Viele der erfahrungsbasierten Lehren und Prinzipien des Ayurveda lassen sich inzwischen auch im Sinne der westlichen Wissenschaft belegen.

Ayurvedische Grundlagen: Doshas und die Elemente

Bei einer Störung nur ein bestimmtes Symptom oder Körperteil zu betrachten, liegt dem Ayurveda fern. Der Mensch ist ein sensibles Netzwerk aus fein abgestimmten Prozessen und Zusammenhängen: Gesundheit und Zufriedenheit können langfristig nur erreicht werden, indem wir das große Ganze im Auge behalten. Im Ayurveda ist ein Mensch dabei keine in sich geschlossene Einheit, sondern eng mit seiner Umgebung und der Natur verbunden. Auch karmische Kräfte, zum Beispiel aus dem Leben unserer Vorfahren, können nach dem Verständnis des Ayurveda Störungen auslösen.

Statt davon auszugehen, dass Regeln und Therapiemethoden für alle Menschen gelten, sieht der Ayurveda den Menschen als einzigartiges Wesen. Dein inneres Gleichgewicht hängt davon ab, wie gut Du Deine individuellen Bedürfnisse erfüllst. Den ersten Schritt einer Ayurveda-Beratung oder -Therapie bildet deshalb in der Regel die sogenannte Konstitutionsbestimmung. Die behandelnde Person hat die Aufgabe, den vor ihr sitzenden Menschen möglichst unvoreingenommen zu beobachten und in seiner Gesamtheit zu verstehen.

Um die ayurvedische Konstitution zu bestimmen, verwendet der Ayurveda das Prinzip der Doshas. Doshas sind Bioenergien oder Muster, die jedem Menschen, Tier und Lebewesen wirken. Die Doshas basieren dabei auf der Lehre der fünf Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther (Raum). Das Vata Dosha steht für Luft und Äther, Pitta für Feuer und Wasser und Kapha für Wasser und Erde. Im Ayurveda glauben wir, dass jeder Mensch alle drei Doshas in sich trägt, aber mit einem bestimmten Verhältnis geboren wird. Störungen und Krankheiten entstehen, wenn das Gleichgewicht gestört wird. Das angeborene Dosha-Verhältnis wiederherzustellen, gilt deshalb als das Ziel jeder Behandlung.

Deinen ayurvedischen Dosha-Typ bestimmen erfahrene Ayurveda-Expert*innen bei einer intensiven Anamnese. Sie betrachten Deinen Körperbau, die Merkmale des Gesichts, Haut, Haare sowie Zunge und Pulsschlag. Auch die Art, wie du sprichst und Dich bewegst oder was Du fühlst, gibt Hinweise auf deine Konstitution. Da Deine angeborene Konstitution durch Deine Lebensweise und verschiedene äußere Einflüsse überdeckt werden kann, erfordert die Analyse viel Erfahrung und eine geschulte Intuition. Ein Dosha-Quiz im Internet kann Dir vielleicht eine erste Richtung aufzeigen, verlassen solltest Du Dich auf das Ergebnis eines solchen Tests aber nicht.

Gesundheit und Krankheit im Ayurveda

Um Dein individuelles natürliches Gleichgewicht wiederherzustellen, forscht der Ayurveda nach Ursachen auf allen Ebenen. Wenn Du mit Zyklusstörungen zum Termin kommst, werden sich gute Ayurveda-Therapeut*innen immer auch nach Deiner Verdauung, Deiner Ernährung und Lebensweise und Deinem emotionalen Zustand erkundigen. Neben Deiner Konstitution gibt es noch weitere Faktoren, die im Therapieplan berücksichtigt werden, darunter zum Beispiel Dein Alter, die Jahreszeit und die Klimazone, in der Du lebst.

Als gesund gilt ein Mensch im Ayurveda, wenn er eine gute Verdauungskraft und viel Energie hat, alle Körpergewebe genährt sind und die Person sich psychisch und emotional stabil fühlt. Besteht eine Disbalance der Doshas, wird diese mit einem individuellen Therapieplan ausgeglichen. Dieser beinhaltet Ernährung, Bewegung, Reinigung, Achtsamkeit und Kräuterkuren und bietet Vorschläge für einen Lebensstil, der dem Rhythmus der Natur entspricht. Beim Panchakarma, der traditionellen ayurvedischen Entgiftungskur, können zusätzlich bestimmte ausleitende Verfahren zum Einsatz kommen.

Die ayurvedische Lebensweise lernen

Jetzt kennst Du also die wichtigsten Grundlagen des Ayurveda. Als Ayurveda-Anfänger*in musst Du nicht sofort alles begreifen oder eine „perfekte“ ayurvedische Lebensweise haben. Das Schöne am Ayurveda ist, dass es weniger um Perfektion geht als um mehr Bewusstsein und Achtsamkeit im Alltag. Du musst auch nicht unbedingt wissen, welcher Dosha-Typ Du bist, um den Ayurveda in Dein Leben zu integrieren. Es genügt, wenn Du damit anfängst, Deinem Körper wieder etwas besser zuzuhören.

Ein gutes Beispiel sind Deine Mahlzeiten: Beginne damit, Deine Mahlzeiten möglichst selbst zuzubereiten und in Ruhe und ohne Ablenkung einzunehmen. Kaue Dein Essen sorgfältig, achte auf die verschiedenen Aromen in Deinem Mund und spüre nach dem Essen, welches Gefühl die Lebensmittel in Dir auslösen. Unser Körper spricht mit uns: Wenn Du lernst, die Signale wieder aufmerksamer wahrzunehmen, wirst Du auch ohne ayurvedischen Ernährungsplan merken, was Dir guttut.

Ayurveda-Ernährung für Anfänger

Die Ernährung hat im Ayurveda einen großen Stellenwert, denn Nahrung gilt auch als Medizin. „Du bist, was Du verdaust“ ist nicht umsonst ein häufig zitierter Satz von Ayurveda-Fans. Alles, was Du täglich zu Dir nimmst, beeinflusst das Gleichgewicht Deiner Doshas und kann Deine Gesundheit entweder stärken oder schwächen. Der Ayurveda ist dabei alles andere als dogmatisch: Verboten im eigentlichen Sinne ist kein Lebensmittel. Eine typgerechte Ayurveda-Ernährung erhöht den Anteil der Lebensmittel, die zu Deiner Konstitution passen und reduziert die, die ein Ungleichgewicht verstärken könnten.

Gegensätze gleichen sich dabei aus: Ein Mensch, der viel luftig-kaltes Vata in seiner Konstitution hat und über Schlafprobleme oder Gelenkschmerzen klagt, sollte mehr ölige und warme Lebensmittel essen – ganz besonders an kalten oder windigen Tagen. Ein Kapha-Typ, der mit Übergewicht und Wassereinlagerungen kämpft, integriert idealerweise mehr leichte und bittere Lebensmittel in seinen Speiseplan. Ob das, was Du isst, Deinem Körper gut bekommt, siehst Du vor allem daran, wie gut Dein Stoffwechsel und Deine Verdauung funktionieren: Agni, das Verdauungsfeuer, gilt im Ayurveda als stärkster Maßstab für unsere Gesundheit.

Grundregeln der ayurvedischen Ernährung

Um als Anfänger*in nach ayurvedischen Grundsätzen zu kochen, ist es nicht nötig, Hunderte von Euro für exotische ayurvedische Lebensmittel auszugeben. Klar, wenn Du ein Linsen-Dahl oder ein Curry zubereiten möchtest, sind ein paar asiatische Gewürze durchaus hilfreich – Du kannst Dich aber ruhig Schritt für Schritt an die ayurvedische Küche herantasten.

Mit ein paar Grundregeln kannst Du fast jede Deiner Mahlzeiten ayurvedisieren und verdauungsfreundlicher gestalten:

  1. Achte auf die Herkunft Deiner Lebensmittel.
  2. Bereite Deine Mahlzeiten möglichst frisch
  3. Warme Lebensmittel gelten im Ayurveda als besser verdaulich als kalte.
  4. Verwende eine bunte Vielfalt an Gewürzen in Deinem Essen.
  5. Integriere so viele Geschmäcker wie möglich: Im Ayurveda gibt es sieben Geschmacksrichtungen, die idealerweise in jeder Mahlzeit enthalten sein sollten.
  6. Iss zu festen Zeiten und vermeide Zwischenmahlzeiten.
  7. Iss nur, wenn Du wirklich Hunger hast und mach Dir bewusst, wenn Du aus emotionalen Gründen isst.
  8. Hör auf zu essen, wenn Dein Magen zu etwa drei Vierteln gefüllt ist.
  9. Versuche, eine halbe Stunde vor und nach den Mahlzeiten nichts zu trinken.
  10. Nimm Dir Zeit zum Essen und kaue sorgfältig.

Ein guter Start: Die ayurvedische Morgenroutine

Ein guter Einstieg in den Ayurveda ist auch die ayurvedische Morgenroutine. Sie besteht aus verschiedenen Schritten, die die Entgiftungsvorgänge in Deinem Körper unterstützen und Dir zu einem schwungvollen Start in Deinen Tag verhelfen sollen.

Die klassische Reihenfolge der ayurvedischen Morgenroutine:

  • Direkt nach dem Aufstehen Ingwerwasser trinken oder ein Glas heißes Wasser zu sich nehmen
  • Die Zunge mit einem Zungenschaber reinigen und die Zähne putzen
  • Ölziehen
  • Das Gesicht waschen
  • Nasya, die ayurvedische Nasendusche
  • Selbstmassage mit Öl oder Kräutern und anschließendes Duschen (Öl absorbiert Giftstoffe)
  • Leichte Bewegung, wie zum Beispiel Yoga, und eine kurze Meditation
  • Ein leichtes und vor allem warmes ayurvedisches Frühstück

Auch bei der Ayurveda-Morgenroutine empfehlen wir Dir, mit kleinen Schritten anzufangen: Sich zu viel auf einmal vorzunehmen, erhöht das Risiko, dass man neue Gewohnheiten schnell wieder aufgibt. Such Dir ein oder zwei Rituale aus, die sich für Dich stimmig anfühlen, und versuche, sie zwei Wochen lang jeden Morgen durchzuführen. Wenn das gut klappt, kannst du mit dem nächsten Schritt weitermachen.

Ayurveda für Anfänger: Vorteile für die moderne Welt

Wer sich selbst besser kennenlernen, Krankheiten vorbeugen und Störungen ganzheitlich behandeln möchte, findet im Ayurveda einen Quell an Informationen und Inspiration. Wenn Du Ayurveda-Anfänger*in bist, kommen Dir manche Prinzipien oder Methoden vielleicht etwas seltsam vor: Das liegt auch daran, dass dem Ayurveda ein ganz anderes Verständnis des Universums zugrunde liegt als wir es hier in Deutschland haben.

Der Ayurveda versteht unter Wissen nicht nur Studien und Lehrbücher, sondern vor allem Erfahrung, Weisheit und Intuition. Viele Aspekte, wie beispielsweise der Nutzen von Ölziehen und der Darm als zentrales Element unserer Gesundheit, sind aber inzwischen auch in der westlichen Welt anerkannt. Wir sind uns sicher, dass es kein Zufall ist, dass sich immer mehr Menschen für einen Einstieg in den Ayurveda interessieren: Er ist viel mehr als ein reines Medizinsystem und kann uns helfen, in einer hektischen und unübersichtlichen Welt wieder zu uns selbst zu finden.

Du bist Ayurveda-Anfänger*in und weißt nicht so richtig, wie Du am besten einsteigst? Dann bist Du bei der Ayurveda Online University genau richtig. Mit unseren unterschiedlichen Einzelmodulen bieten wir Dir die Möglichkeit, ganz entspannt und in Deinem Tempo in die Welt des Ayurveda einzutauchen. Ob Du den Ayurveda einfach in Deinen Alltag integrieren oder gerne auch andere Menschen beraten möchtest: Bei uns findest Du bestimmt eine Weiterbildung, die zu Dir passt. Und falls Du trotzdem noch unsicher bist, kannst Du mit einem kostenlosen Testzugang hineinschnuppern. Wir freuen uns auf Dich!

Tauche tiefer ein in die Welt des Ayurveda

Weitere spannende Artikel aus dem Ayurveda

Vata-Kapha-Typ: Mit der Kraft von Wind und Erde

Vata-Kapha-Typ: Mit der Kraft von Wind und Erde

Du bist ein Vata-Kapha-Typ? Mischtypen kommen im Ayurveda sehr häufig vor. Falls Du Dich fragst, wie Du diese Konstitution am besten ausbalancierst, ist dieser Blogbeitrag genau richtig für Dich. Wir sagen Dir, was Kapha-Vata-Typen auszeichnet, wo potenzielle Schwächen liegen und wie Du Dich am besten ernährst. Außerdem geben wir Dir Empfehlungen für Deinen Alltag, die Dir hoffentlich helfen, Deine Stärken voll auszuschöpfen!

mehr lesen
Vata-Störung: Symptome & Tipps, um sie zu reduzieren

Vata-Störung: Symptome & Tipps, um sie zu reduzieren

Dir ist ständig kalt, Du hast Schlafprobleme und das Gedankenkarussell will einfach nicht aufhören, sich zu drehen? Dann hast Du vielleicht eine Vata-Störung. Diese Dysbalance kommt häufig vor, denn das Vata-Dosha gerät sehr leicht aus der Balance. Die gute Nachricht ist, dass sich das natürliche Gleichgewicht ebenso schnell wieder herstellen lässt. Wir sagen Dir, welche Lebensmittel Vata senken und was Du sonst noch tun kannst.

mehr lesen
Der Pitta-Kapha-Typ: Ein echtes Kraftpaket

Der Pitta-Kapha-Typ: Ein echtes Kraftpaket

Von den drei ayurvedischen Doshas Vata, Pitta und Kapha hast Du sicher schon gehört. Vielleicht weißt Du auch, dass wir sie nutzen, um die körperlichen und geistigen Eigenschaften eines Menschen zu beschreiben. Aber was, wenn Du aus ayurvedischer Sicht ein Mischtyp bist? Bei Menschen mit einer Pitta-Kapha-Konstitution sind die Elemente Feuer, Erde und Wasser in etwa gleich stark ausgeprägt. Was das für Dich bedeutet und wie Kapha-Pitta-Typen ihre Ernährung gestalten sollten, erfährst Du in diesem Blogbeitrag.

mehr lesen