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Ayurveda-Entgiftung: Fasten und Detox auf altindische Art

Du spielst mit dem Gedanken, eine ayurvedische Entgiftungskur zu machen? Ein Panchakarma, der traditionelle ayurvedische Detox, kostet allerdings etwas Zeit und sollte nur unter therapeutischer Aufsicht durchgeführt werden. Hier erfährst Du, welche Rolle die Entgiftung im Ayurveda spielt, was Dich bei einem Panchakarma erwartet und welche Alternativen Du für zu Hause hast.

Ayurveda-Detox: Entgiftungskuren für deinen Körper

(Intervall-)Fasten, Entgiften und der allgegenwärtige Begriff Detox: Man könnte fast meinen, die Idee einer Reinigungskur sei ein relativ neuer Trend der Gesundheitsbranche. Dabei sind Fastenkuren seit jeher ein fester Teil vieler Kulturen und Medizinsysteme. Bewusste Phasen der Enthaltung geben dem Körper die Möglichkeit, sich selbst zu reinigen und regenerieren. Außerdem helfen sie uns, alltägliche Gewohnheiten zu durchbrechen und zu hinterfragen.

Auch im Ayurveda spielen Fasten und Entgiftung eine wichtige Rolle. Anders als andere Lehren bezieht sich ein Detox aber nicht nur auf den Körper, sondern auch auf Geist und Emotionen. Der Mensch ist ein komplexes System, bei dem alles ineinandergreift: Unsere körperliche, emotionale und psychische Gesundheit sind untrennbar miteinander verbunden. Nach den Lehren des Ayurveda helfen uns regelmäßige Entgiftungskuren dabei, auf allen Ebenen gesund zu bleiben und die natürlichen Alterungsprozesse zu verlangsamen.

Vor allem der Frühling ist ein guter Zeitpunkt für eine ayurvedische Reinigungskur: Sie hilft uns dabei, die Schwere und Trägheit des Kapha Doshas loszulassen, die sich über die Wintermonate angesammelt hat. So stärken wir unser Immunsystem und starten mit neuer Frische und Leichtigkeit in die warme Jahreszeit. Doch auch der Herbst eignet sich, um einen Ayurveda-Detox durchzuführen: Während langsam das kühle, windige Vata Dosha das Ruder übernimmt, entlasten wir unser Verdauungssystem und sorgen für wohltuende Wärme und Erdung.

Ama: Die Wurzel von Störungen und Krankheiten

Der Ayurveda versteht unter Reinigung eine Reihe an unterschiedlichen Ausleitungsverfahren. Welche Variante zu Dir passt, hängt von Deiner ayurvedischen Konstitution, Deiner individuellen Situation und Deinem aktuellen Gesundheitszustand ab. Die Ziele einer Entgiftungskur sind immer, Deine Doshas in ihr natürliches Gleichgewicht zu bringen und Deinen Körper von Ama zu befreien.

Ama steht im Ayurveda für Stoffwechselzwischenprodukte, die sich in Deinem Körper ablagern können. Übersetzt werden kann der Begriff mit „Unverdautes“. Ama ist vergleichbar mit der Idee der Schlacken in der westlichen Naturheilkunde, geht aber weit über rein körperliche Ablagerungen hinaus. Zu den Einflüssen, die Ama begünstigen können, zählen neben Schadstoffen, Umweltgiften und einer ungünstigen Ernährung auch psychische und emotionale Faktoren: Eben alles, was wir wortwörtlich oder sinnbildlich nicht verdauen konnten.

Nach ayurvedischem Verständnis zeigt sich Ama als weiße, klebrige und schwere Substanz. Ama gilt im Ayurveda als direkter oder indirekter Hauptauslöser für alle Krankheiten und Störungen. Es verbindet sich gerne mit dem dominierenden Dosha (Saama) und verursacht genau dort Probleme, wo ohnehin schon Schwachstellen bestehen. Besonders leichtes Spiel hat Ama, wenn das Verdauungsfeuer Agni geschwächt ist. Neben Maßnahmen zur Ausleitung geht es in ayurvedischen Entgiftungskuren deshalb immer auch darum, Dein Verdauungssystem zu stärken.

Mögliche Anzeichen für Ama in Deinem Körper:

  • Nährstoffmängel und Malabsorption
  • Über- oder Untergewicht
  • Ein dicker Belag auf der Zunge
  • Ein Gefühl von körperlicher oder geistiger Schwere
  • Schmerzen an unterschiedlichen Stellen
  • Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung
  • Verdauungsprobleme wie Verstopfung, Durchfall oder Blähungen
  • Verschleimung und Probleme mit den Atemwegen
  • Angstzustände oder Depressionen
  • Unsicherheit und fehlendes Selbstbewusstsein

Entgiften im Ayurveda: Chikitsa, Shamana und Shodhana

Um Ama zu beseitigen, Agni zu stärken und mögliche Dysbalancen auszugleichen, gibt es im Ayurveda verschiedene Ansätze und Methoden. Zusammengefasst werden sie unter dem Begriff Chikitsa, was so viel bedeutet wie Therapie oder Behandlung. Chikitsa besteht aus verschiedenen Elementen, die Ayurveda-Therapeut*innen individuell auf die Patient*innen abstimmen.

Die Behandelnden bestimmten Prakriti und Vikriti, forschen nach der Ursache der Störung und entwickeln einen Plan, der Empfehlungen zu Ernährung, Bewegung, Lebensstil und unterstützenden Maßnahmen enthält. Entsprechend Deiner Konstitution und unter Berücksichtigung eventueller Störungen gibt es Gewohnheiten, die förderlich sind (Pathya) und andere, die das Ungleichgewicht eher verstärken können (Apathya).

Bei den Reinigungs- und Entgiftungsmaßnahmen im Rahmen von Chikitsa unterscheiden wir im Ayurveda zwischen Shamana und Shodhana. Shamana beinhaltet sanftere Techniken, die eine lindernde, besänftigende und verjüngende Wirkung haben – zum Beispiel dann, wenn Patient*innen sehr schwach sind oder nur leichte Störungen aufweisen. Shodhana ist die Bezeichnung für alle ausleitenden Verfahren, wie sie zum Beispiel in der ayurvedischen Reinigungskur Panchakarma durchgeführt werden.

Der ayurvedische Panchakarma: Eine Definition

Viele Menschen verbinden die Vorstellung einer Panchakarma-Kur mit Wellness, Massagen und Schönheitsritualen. Tatsächlich ist ein Panchakarma aber ein intensives Programm mit einer klaren therapeutischen Ausrichtung. Die Kur dauert in der Regel mindestens zwei Wochen, in vielen Fällen sogar bis zu zehn. Je länger die Reinigungskur, desto mehr Zeit hat Dein Körper, Altlasten abzustoßen und sich tiefgreifend zu regenerieren.

Ein Panchakarma reinigt auf grob- und feinstofflicher Ebene und regt die Erneuerung der Körperzellen an. Im Ayurveda gilt ein Panchakarma als die wirkungsvollste Möglichkeit, um körperliche, psychische und emotionale Schwächen, Beschwerden und Traumata effektiv zu beseitigen. Wichtig ist, dass der Körper vor Beginn des Panchakarma stark genug ist, um den Verfahren standzuhalten.

Eine Panchakarma-Kur besteht aus drei Phasen. Der erste Teil dient der Vorbehandlung, der zweite der Ausleitung und der dritte der Nachbehandlung. Bei der Vorbehandlung wird der Körper durch Schwitzkuren, Massagen und eine anregende Ernährung auf die intensive Ausleitung vorbereitet. Die zweite Phase besteht aus fünf Säulen oder Ausleitungsverfahren. Von diesen hat der Panchakarma seinen Namen: Übersetzen kann man den Begriff mit „fünf Handlungen“.

Die Ausleitungstechniken im Panchakarma:

  • Virecana (Virechena): Therapeutisches Abführen durch den Darm
  • Vasti (Basti): Einläufe mit medizinischen Abkochungen oder Ölen
  • Nasya: Nasenspülungen und Einführen von Medikamenten in die Nase
  • Raktamoksha: Aderlass oder Blutegeltherapie
  • Vamana: Herbeigeführtes Erbrechen

Die anschließende Nachbehandlung soll den Körper nach der intensiven Reinigungsphase wieder aufbauen und regenerieren. Nach und nach wird der Speiseplan durch immer mehr Lebensmittel ergänzt, dazu kommen die Teilnehmenden in den Genuss von entspannenden Massagen und Rasayanas, den ayurvedischen Verjüngungstechniken.

Ayurvedischer Spring Cleanse für zu Hause

Der Panchakarma ist die Königsvariante der ayurvedischen Reinigung und Entgiftung. Die Kur wird grundsätzlich nur unter der Aufsicht von geschulten Ayurveda-Therapeut*innen durchgeführt – für zu Hause eignet sie sich nicht. Trotzdem ist es aus ayurvedischer Sicht sinnvoll, regelmäßige Fasten- und Entlastungsphasen in Deinen Alltag einzubauen. Wenn du das Gefühl hast, dass Dein Körper mal wieder eine Auszeit vertragen könnte, Dein Immunsystem geschwächt ist oder Du Anzeichen von Ama erkennst, kannst Du selbst eine sanftere ayurvedische Entgiftungskur durchführen.

Bitte betrachte eine ayurvedische Fastenkur nicht als Diät, um abzunehmen – vor allem, wenn Du ohnehin Normalgewicht hast. Dein Ziel sollte es sein, Deinem Körper Raum zu geben, um zurück zur Balance zu finden und sich von Überflüssigem zu befreien. Wenn das heißt, dass Du ein paar Kilo verlierst, ist das vielleicht ein netter Nebeneffekt. Viel wichtiger ist aber, dass Du langfristig gesund bleibst und Dein körperliches und geistiges Wohlbefinden stärkst.

Dein Ayurveda-Detox-Plan

Du kannst entscheiden, ob Du einen einzelnen Entlastungstag einlegen oder einen mehrtägigen Ayurveda-Cleanse machen möchtest. Fastenkuren, die über mehrere Tage gehen, empfehlen wir Dir ein- bis zweimal pro Jahr. Einen eintägigen Ayurveda-Detox sollten Vata-Typen maximal einmal pro Monat durchführen. Pittas können zweimal pro Monat einen Entlastungstag einlegen, Kapha-Typen nach Bedarf bis zu einmal wöchentlich.

Während der ayurvedischen Entgiftung solltest Du Alkohol, Nikotin und Kaffee sowie Rohkost und andere schwer verdauliche Lebensmittel von Deinem Speiseplan streichen. Stattdessen eignen sich warme, frisch gekochte Suppen und leichte Eintöpfe. Als besonders förderlich gilt Kitchari, der ayurvedische Eintopf aus Reis und Mungbohnen. Für einen noch stärkeren Reinigungseffekt während der Fastenkur sorgt Manda, eine warme Reisebrühe.

Besonders, wenn Du viel Kapha in Deiner Konstitution hast, bieten sich für einen Ayurveda-Detox anregende Gewürze wie Ingwer, schwarzer Pfeffer, Zimt und Senfsamen an. Achte darauf, abseits der Mahlzeiten reichlich warmes, abgekochtes Wasser oder Ingwerwasser zu trinken: Am besten kochst Du Dir gleich morgens eineinhalb bis zwei Liter und füllst es in eine Thermoskanne. Anstelle von Wasser eignen sich auch heimische Kräuter mit ausleitendem Effekt, wie zum Beispiel Löwenzahn oder Brennnessel. Aus der ayurvedischen Schatzkiste sind vor allem Triphala, Trikatu und Pippali eine schöne Unterstützung beim Fasten.

Während einer Reinigungskur solltest Du ganz besonders darauf achten, Deine Mahlzeiten achtsam und in Ruhe einzunehmen. Wir empfehlen dir zudem, an diesem Tag reichlich Zeit für Dich selbst einzuplanen und das Tempo insgesamt etwas zurückzunehmen. Vielleicht hast Du sogar die Möglichkeit, Dir für Deine kleine Reinigungskur einen Tag freizunehmen? Selbstmassagen mit Öl oder Kräutern, sanftes Yoga, ruhige Spaziergänge sowie Atemübungen und Meditation sind eine schöne Ergänzung zum Fasten und verstärken den Reinigungseffekt.

Ayurvedische Entgiftungs-Rituale für jeden Tag

Ein regelmäßiger Mini-Detox ist eine gute Sache: Du entlastest Leber, Nieren und Darm und stärkst Dein Agni. Im Prinzip tun wir das im Ayurveda aber jeden Tag: Die meisten ayurvedischen Rituale und Prinzipien zielen darauf ab, die natürlichen Entgiftungsmechanismen zu unterstützen.

Ein gutes Beispiel ist die ayurvedische Morgenroutine: Das heiße Wasser wirkt wie eine erfrischende Dusche von innen. Beim Ölziehen und Zungenschaben befreist Du Deinen Mundraum von Toxinen, die sich über Nacht abgelagert haben. Auch die ayurvedische Ölmassage ist alles andere als nur ein Wellness-Ritual. Öl absorbiert Giftstoffe: Nach einer kurzen Einwirkzeit solltest Du das Öl deshalb immer abduschen, damit diese nicht auf der Haut bleiben.

Indem wir konstitutionsgerecht essen und leben, sorgen wir dafür, dass sich Ama gar nicht erst ansammeln kann. Denk daran, dass Ama auch aus Stress, negativen Emotionen und falschen Glaubenssätzen entstehen kann. Wenn Du weißt, was Dich im Alltag „vergiftet“, kannst Du neben den Reinigungstechniken mit Ernährung, Yoga, Pranayama, Meditation und Zeit in der Natur für einen Ausgleich sorgen. Du möchtest noch mehr darüber erfahren, wie der Ayurveda dich bei Stress unterstützen kann? Dann melde Dich gleich für 0 € bei unserem Online-Seminar an!

Fazit: Detox und Entgiftung im Ayurveda

Bei einem Panchakarma wird der Körper über einen Zeitraum von mehreren Wochen auf allen Ebenen gereinigt – viele Menschen fühlen sich anschließend fast wie neugeboren. Eine Panchakarma-Kur verlangt Deinem Organismus allerdings einiges ab: Sie eignet sich deshalb nicht für zu Hause, sondern erfordert die Erfahrung von geschulten Ayurveda-Therapeut*innen.

Falls Dir die Zeit oder das Geld für eine solche Intensivkur fehlen, bietet Dir der Ayurveda einen wahren Schatz an Wissen und Methoden, um die Entgiftung Deines Körpers an jedem einzelnen Tag zu unterstützen. Wenn Du Lust hast, kannst Du zusätzlich ab und zu einen Kitchari-Cleanse machen, um Dein Verdauungssystem zu entlasten. Du wirst sehen: Ein paar Tage ohne Kaffee, Alkohol, Zucker und schwer verdauliche Nahrungsmittel können Wunder wirken – vor allem, wenn Du Deinen Ayurveda-Detox durch sanfte Bewegung und Achtsamkeitstechniken ergänzt. Vielleicht hast Du ja sogar Freund*innen, die Lust haben, mitzumachen?

Wenn wir es geschafft haben, Dein Interesse an der ayurvedischen Lebensweise zu wecken (oder zu verstärken), würden wir uns sehr freuen, Dich demnächst als Teilnehmer*in bei unserer Online Ausbildung zum Ayurveda-Ernährungscoach zu begrüßen. Auf leicht verständliche und anschauliche Weise erklären wir Dir, wie Du Deine Ernährung an Deine Konstitution anpasst – und wie Du vielleicht sogar anderen Menschen helfen kannst, sich individuell und bewusst zu ernähren. Schau doch mal vorbei!

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