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Ashwagandha: Wirkung auf Frauen und die Rolle im Ayurveda

Inzwischen gehört sie zu den wohl bekanntesten ayurvedischen Heilpflanzen: Ashwagandha, die Schlafbeere, zählt als Adaptogen zu den wichtigsten Stärkungsmitteln des Ayurveda. Bei innerer Unruhe, Schwäche, Schlafstörungen und vielen weiteren Beschwerden, die mit einer Vata-Dominanz zusammenhängen, ist es das Heilkraut der Wahl. Hier erfährst Du, wie es wirkt und warum Ashwagandha auch Frauen viele Vorteile bietet.

Was ist Ashwagandha?

Der Kern der ayurvedischen Medizin liegt ja darin, dass es keine Pauschal-Lösungen gibt: Ein und dasselbe Produkt kann für eine Person ein Heilmittel sein und jemand anderem schaden. Trotzdem gibt es natürlich auch im Ayurveda einige Favoriten, die besonders vielen Menschen helfen können. Ein solches Mittel ist Ashwagandha.

Der botanische Name von Ashwagandha lautet Withania somnifera. Die Pflanze, die dahintersteckt, ist ein niedriger Strauch mit kleinen roten Beeren. Sie wächst in Indien, aber auch in Afrika und der Mittelmeerregion und gehört zu den Nachtschattengewächsen. Ashwagandha wird manchmal auch indischer Ginseng, Winterkirsche oder Schlafbeere genannt – ein erster Hinweis auf die Wirkung der Pflanze.

Falls Du der Pflanze in freier Natur begegnest, solltest Du allerdings lieber die Finger von den Beeren lassen: Erstens schmecken sie nicht gut, zweitens können sie zu üblen Bauchschmerzen führen. Im Englischen heißt Ashwagandha deshalb auch „poison gooseberry“, also Gift-Stachelbeere. Für medizinische Zwecke verwenden wir in der Regel die Wurzeln – denn darin versteckt sich besonders viel vom Wirkstoff, den sogenannten Withanoliden.

Der Name Ashwagandha bedeutet übersetzt so viel wie „Pferdegeruch“ – und wenn Du schon einmal am Pulver geschnuppert hast, weißt Du auch, warum. Ein Nasen- oder Gaumenschmaus ist es nicht gerade – aber die vielfältigen Wirkungen von Ashwagandha machen das etwas gewöhnungsbedürftige Aroma wieder wett.

Ashwagandha im Ayurveda

In den letzten Jahren ist Ashwagandha auch bei uns immer bekannter geworden. Das liegt vor allem daran, dass es zu den Adaptogenen gezählt wird – und die liegen ja gerade voll im Trend. Adaptogene sind bestimmte Pflanzenstoffe, die uns helfen, Stress zu regulieren. Auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene stärken sie unsere Widerstandsfähigkeit und Resilienz und können helfen, in unserem oft hektischen Alltag etwas mehr Balance zu finden.

Der Ayurveda kennt und nutzt Ashwagandha schon seit Jahrtausenden: Kaum ein anderes Kraut wird häufiger verwendet und verschrieben. Die alten ayurvedischen Schriften, wie zum Beispiel die Charaka Samhita, beschreiben Ashwagandha als Balya (stärkend), Brusya (potenzsteigernd), Vajikari (spermienbildend), Kamarupini (libido-fördernd) und Pustida (nährend) (siehe auch Withania somnifera (L.) Dunal – Modern perspectives of an ancient Rasayana from Ayurveda).

Als wichtiges Regenerationsmittel stärkt Ashwagandha die Körpergewebe (Dhatus), ganz besonders Rasa (das Plasma) und Mamsa (die Muskeln). Es besänftigt vor allem das Vata Dosha und hilft, Vata-typische Beschwerden wie Angst, Anspannung, Unruhezustände und Nervosität zu lindern.

Der Druck, der im Alltag auf uns lastet, kann uns dünnhäutiger machen: Ashwagandha ist das ideale Nerventonikum, um für etwas mehr Erdung und innere Stabilität zu sorgen. Gleichzeitig unterstützt es alle Prozesse, die indirekt mit Stress zusammenhängen können, wie zum Beispiel Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Konzentrations- und Verdauungsprobleme oder Fruchtbarkeitsstörungen.

Ashwagandha hat aus ayurvedischer Sicht bittere, süße, scharfe, herbe, leichte und erhitzende Qualitäten. Obwohl Ashwagandha die stärksten Effekte auf das Vata-Dosha hat, kann es durch die scharfen und warmen Eigenschaften auch Kapha reduzieren. Wenn Du viel Pitta in Dir hast, solltest Du mit der Einnahme dagegen etwas vorsichtig sein: Ashwagandha könnte Dein inneres Feuer noch weiter anheizen.

Die Wirkung von Ashwagandha

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe an wissenschaftlichen Studien, die sich mit der Wirkung von Ashwagandha und den enthaltenen Wirkstoffen beschäftigen. Zu den möglichen Effekten und Einsatzgebieten der Pflanze zählen:

  • Reduktion von Stress: Ashwagandha soll helfen, den Körper auf natürliche Weise zu entspannen und den Cortisolspiegel zu senken. Das kann dazu beitragen, Stress und Angstzustände zu reduzieren.
  • Anti-entzündliche Wirkung: Withanolide sollen helfen, Entzündungen im Körper reduzieren und somit die Gesundheit von Gelenken, Muskeln und Organen fördern.
  • Stärkung des Immunsystems: Ashwagandha soll das Immunsystem stärken, indem es die Anzahl von Immunzellen erhöht und die Produktion von entzündungsfördernden Proteinen reduziert.
  • Verbesserung der kognitiven Funktionen: Ashwagandha kann die Leistung des Gehirns verbessern, indem es die Produktion von Neurotransmittern erhöht, die für Gedächtnis und kognitive Funktion wichtig ist.
  • Anti-Krebs-Effekte: Studien geben Hinweise auf eine mögliche anti-kanzerogene Wirkungen von Withanoliden, indem sie das Wachstum von Krebszellen hemmen und die Apoptose (den programmierten Zelltod) von Krebszellen fördern.

Weiterführende Quellen finden sich unter Withania somnifera (L.) Dunal (Ashwagandha), Tackling Chronic Inflammation with Withanolide Phytochemicals-A Withaferin a Perspective und Withanolide modulates the potential crosstalk between apoptosis and autophagy in different colorectal cancer cell lines.

Im Ayurveda betrachten wir Pflanzen aber nicht nur anhand einzelner Wirkstoffe. Was für uns zählt, ist ihre Gesamtheit: Die besondere Verbindung an Substanzen und Strukturen, die jedes Lebewesen einzigartig macht. Ashwagandha wirkt beruhigend und gleichzeitig sanft vitalisierend, ohne dabei zu stark zu stimulieren. Traditionell wird es im Ayurveda als Rasayana (Verjüngungsmittel) verwendet – und bei sämtlichen Beschwerden, die mit einem Vata-Ungleichgewicht zusammenhängen.

Ashwagandha für Frauen

Falls Du Ashwagandha schon kennst, dann wahrscheinlich im Zusammenhang mit Schlaf: Schlafstörungen gehören noch immer zu den wichtigsten Einsatzgebieten des Mittels. Daneben nutzen wir Ashwagandha im Ayurveda häufig, um die männliche Potenz und Fruchtbarkeit zu stärken.

Etwas weniger bekannt ist, dass Ashwagandha auch bei Frauen sehr viele positive Effekte haben kann. Krämpfe und Schmerzen im Unterleib vor der Periode hängen immer mit einer Erhöhung des Vata-Doshas zusammen. Auch bei der körperlichen und seelischen Anspannung, die zum Beispiel bei einem ungewollten Kinderwunsch entsteht, sorgt Ashwagandha für Entspannung und emotionale Wärme.

Die Pflanze wirkt auf das Fortpflanzungsgewebe beider Geschlechter sowie auf Schilddrüse und Nervensystem. Weil die Schilddrüse an allen hormonellen Prozessen des Körpers beteiligt ist, hilft Ashwagandha, die Hormone ins Gleichgewicht zu bringen. Damit bietet es eine wertvolle Unterstützung für Frauen in allen Lebensphasen.

In den Wechseljahren profitieren viele Frauen von den sanft regulierenden Eigenschaften der Pflanze. Bei Stimmungsschwankungen ist die Pflanze äußerst hilfreich. Leiden die Patient:innen hingegen unter Symptomen wie Hitzewallungen, ist Ashwagandha mit seiner erhitzenden Wirkung eher nicht die ideale Wahl. Verschiedene Studien deuten zudem darauf hin, dass Ashwagandha bei der Prävention und Behandlung von Brustkrebs (siehe auch Implications of Withaferin-A for triple-negative breast cancer chemoprevention) helfen könnte.

Übrigens: Die Schlafbeere gilt als Aphrodisiakum und kann helfen, die Testosteronproduktion im Körper anzukurbeln. Anders, als viele denken, ist Testosteron nicht nur bei Männern wichtig. Viele Frauen berichten nach der Einnahme von Ashwagandha von einer gesteigerten Libido. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass meist auch Leistungsfähigkeit und Muskelkraft zunehmen.

So wendest Du Ashwagandha an

Im Ayurveda verwenden wir Ashwagandha traditionell als Churna, also als Pflanzenpulver. Inzwischen findest Du das Schlafbeeren-Pulver überall im Handel auch in Kapselform – aus ayurvedischer Sicht ist es aber besser, das Pulver direkt in Flüssigkeit einzurühren. Die Wirkung von Ashwagandha tritt nämlich nicht erst im Magen ein, sondern beginnt, sobald Deine Geschmacksknospen das Aroma wahrnehmen.

Wir haben es oben schon erwähnt: Ein „Geschmackserlebnis“ im eigentlichen Sinn ist Ashwagandha nicht gerade: Das Pulver schmeckt leicht bitter und etwas erdig – manche würden sogar sagen, mit einer leicht muffigen Note. Wenn Du magst, kannst Du es statt in Wasser in warme Milch einrühren und Dir die Sache mit etwas Zimt, Kardamom und Honig versüßen. Alternativ gibst Du einfach etwas Ashwagandha-Pulver in Deine Goldene Milch oder Deine Moon Milk, die Abend-Variante für süße Träume.

Neben dieser klassischen Darreichungsform gibt es noch viele weitere Varianten, wie wir Ashwagandha anwenden können: zum Beispiel als Kräuterlikör, in Form von medizinischem Ghee oder als Paste, die äußerlich aufgetragen wird. In Öl extrahiert, eignet sich Ashwagandha hervorragend für stärkende und beruhigende Massagen.

Welche Dosis und Art der Einnahme für Dich ideal ist, besprichst Du am besten mit erfahrenen Ayurveda-Therapeut:innen. Wie bei den meisten pflanzlichen Mitteln gilt: Bis sich ein deutlicher Effekt zeigt, kann etwas Zeit vergehen.

Kontraindikationen

Für Schwangere und Stillende ist Ashwagandha nicht geeignet. Auch Menschen, die sensibel auf Nachtschattengewächse reagieren, sollten auf die Einnahme lieber verzichten. Weil Ashwagandha die Funktion der Schilddrüse beeinflussen kann, empfehlen wir Dir, zuerst ärztlichen Rat einzuholen, falls Du Schilddrüsenhormone einnimmst oder unter einer Autoimmunerkrankung leidest. Pitta-Typen sollten sich vorsichtig an die richtige Dosierung herantasten: Bei ihnen kann Ashwagandha unter Umständen Hitze, Entzündungen und Aggression fördern.

Fazit: Ashwagandha für Frauen und Männer

Ashwagandha ist ein wahrer Schatz der Natur – und gerade in unserer Vata-aggravierenden Welt eine Wohltat für das gestresste Nervensystem. Das Wunderbare an dieser Pflanze ist, dass sie uns erdet, beruhigt und gleichzeitig kräftigt und vitalisiert. Als kraftvolles Adaptogen reguliert Ashwagandha sanft die Balance unserer Hormone und nährt uns für erfolgreiche Tage und ruhige Nächte.

Traditionell wenden wir Ashwagandha im Ayurveda vor allem bei Schlafstörungen, Unruhezuständen und zur Stärkung der männlichen Potenz und Fruchtbarkeit an. Auch Frauen bietet Ashwagandha aber eine Reihe an Vorteilen, darunter eine erhöhte Libido und eine bessere Stressresilienz.

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